Ausgabe 1/2017

Hilfe bei Konzentrationsstörungen und ADS/ADHS
Der ruhelose, unkonzentrierte Zappelphilip, der stört und nervt, ist bekannt. Dieses Bild wird sowohl für junge Menschen mit
Konzentrationsproblemen als auch für solche mit ADHS gebraucht. Weniger bekannt ist jedoch der stille Typ, ein unkonzentrierter Tagträumer.
In allen Fällen gilt: Schüler mit Konzentrationsproblemen können sich nicht merken, was sie nicht interessiert, oder lernen
viel und haben in der Klassenarbeit alles vergessen. Oder sie können in Texten keine Zusammenhänge erkennen. Es fehlt der rote Faden. Dies sind nur einige Symptome, die das Lernen in der Schule
massiv behindern. Konzentrationsprobleme und ADS/ADHS treten deshalb häufig zusammen mit Problemen im Lesen und Schreiben auf.
Hier kann das LOS helfen.

Mathematik und Lesekompetenz
Die aktuelle Bildungsstudie TIMMS („Trends in International Mathematics and Science Study“) untersucht mathematische /naturwissenschaftliche Kompetenzen von Grundschülern und zeigte 2015 klare Defizite deutscher Schüler im internationalen Vergleich, wenn es um das Fach Mathematik geht. Jeder vierte Viertklässler in Deutschland beherrscht demnach lediglich die vier Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Deutschland liegt somit in der Studie nur knapp über dem internationalen Mittelwert von 509 Punkten auf Platz 7 (522). Besonders alarmierend sind die vorhandenen Defizite in Mathematik, weil sich die Probleme ja auf die weiterführenden Schulen ausweiten und immer größer werden. Wer als Viertklässler gerade mal die Grundrechenarten beherrscht, kann die steigenden Anforderungen der weiterführenden Schule in allen Fächern, so auch in Deutsch und Mathematik, kaum bewältigen.
(Sonja Mechenbier)

Wohin mit den Millionen?
Bund und Länder stellen 180 Millionen für den Kampf gegen den Analphabetismus zur Verfügung
Bereits 2012 wurde die leo. – Level-One Studie veröffentlicht. Eines der spektakulärsten Ergebnisse war, dass in Deutschland mehr als sieben Millionen
erwachsene, funktionale Analphabeten leben, das heißt, Menschen, die selbst grundlegende Fertigkeiten im Lesen und Schreiben nicht besitzen. 2015, also ganze drei Jahre später, beschlossen Bund
und Länder, 180 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, um diese Zahl zu reduzieren. Bis zum Jahr 2026 soll mit passgenauen Lernangeboten Erwachsenen mit schweren Problemen beim Lesen und
Schreiben geholfen werden. Darüber hinaus sollen diese Gelder dafür eingesetzt werden, um über das Thema aufzuklären und es aus der Tabuzone herauszuholen. Die Aktion erhielt
den griffigen Titel „Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung“.

Neueste Erkenntnisse zur Förderung bei LRS
Eine Fortbildung für Lehrer, Ärzte und Eltern
Die LOS in Mainz und Hofheim veranstalten am 17. Mai 2017 eine Fortbildung für Lehrer, Ärzte und Eltern. Experten aus Wissenschaft und Praxis stellen die neuesten Erkenntnisse aus der Förderung von lese-/rechtschreibschwachen jungen Menschen vor. Endlich wurde wissen-schaftlich evaluiert festgestellt, welche Art von Förderung bei LRS tatsächlich hilft.
Die LOS haben sich entschlossen, dieses Wissen nicht nur zur weiteren Verbesserung der LRS-Therapie im LOS einzusetzen, sondern Lehrer, Ärzte und Eltern an diesem Wissen teilhaben zu lassen. Vielleicht ist es möglich, durch Kooperation von Schulen, Eltern und außerschulischen Förderinstitutionen wie dem LOS zu verhindern, dass so viele junge Menschen die Schulen mit einem Abschluss verlassen, jedoch für eine Berufsausbildung oder den Einstieg in einen Beruf nicht gut genug lesen und schreiben können.

Diagnose und Schriftsprach-erwerbsmodell
Der erste Schritt in eine erfolgreiche LRS-Therapie ist die pädagogische Diagnose
Nur informierte Eltern, Lehrer und Ärzte können lese-/rechtschreibschwache junge Menschen motivieren, den richtigen Weg zur Überwindung ihrer Schwäche zu gehen und bis zum Erreichen des Lernzieles durchzuhalten. Unter der Rubrik „Basiswissen“ wird der LOS-Verbund seine aktuellen Erkenntnisse aus 35 Jahren wirksamer pädagogischer LRS-Therapie mit den Lesern des WORTSPIEGEL teilen.
(Dr. Franz-Karl Blust)

LOS-Studie II: Pädagogenbefragung
Wie LOS-Pädagogen die Förderung beurteilen
Ergänzend zur Auswertung der Recht- schreibtests sowie den Befragungen der Eltern und der LOS-Leitungen wurde von Dr. Peter May, Hamburg, eine Befragung der LOS-Pädagogen durchgeführt. Die Befragung hat zum Ziel, Bedingungen und Merkmale zu ermitteln, die in einem Zusammenhang mit der Wirksamkeit einer LRS-Therapie stehen. Erfragt wurden folgende Aspekte: persönliche Merkmale und Vorbildung, Beschäftigungsstatus und Umfang der Tätigkeit, Qualifizierung im LOS, Verwendung des Fördermaterials, Gestaltung der pädagogischen Arbeit, Motivation der Pädagogen und Zufriedenheit mit der Arbeit. Die in der Studie ermittelten Daten wurden mit den Ergebnissen der Rechtschreibtests verknüpft. Dieser Beitrag zeigt und kommentiert ausgewählte Ergebnisse aus der Pädagogenbefragung.

Lernerfolg oder Misserfolg – Non Responder in der LRS-Therapie?
Dafür gibt es keine Ausreden
Was ist eigentlich Aufgabe einer Förderung bei Lese-/Rechtschreib-schwäche (LRS)? Kurz und gängig beantwortet: Dadurch lernt man richtig lesen und schreiben! Unterschätzt wird dabei jedoch, welche Kompetenzen gelernt werden müssen, um Schriftsprache auch sicher zu beherrschen, nämlich …
Mit dieser „Non Responder-Analyse“ will der LOS-Verbund ermitteln, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, wenn die LRS-Therapie nicht (oder noch nicht) erfolgreich ist. Untersucht werden alle Schülerinnen und Schüler, die im Untersuchungszeitraum im LOS gefördert wurden – darunter solche, die zum Zeitpunkt der Datenermittlung noch gefördert wurden, aber auch die, die ihre Förderung schon beendet hatten. Bei allen Schülerinnen und Schülern, die in der Untersuchung „Non Responder“ genannt werden, hat sich der T-Wert, mit dem die Rechtschreibleistung im Vergleich gemessen wird, im Laufe ihrer Förderung verringert oder ist gleich geblieben. Wobei gleicher Wert beim Aufsteigen in eine höhere Klasse heißt, dass die Lese-/Rechtschreibleistung nicht gleich geblieben ist, sondern sich um das Niveau einer Klassenstufe verbessert hat. Es hat sich nur der Abstand zu den Klassenkameraden nicht verringert. Ziel der LRS-Therapie im LOS muss sein, den Leistungsabstand zu den Normalschülern zu verringern und diese sogar zu überholen.
Die Ergebnisse aus der Untersuchung zeigen, dass qualitative Risikofaktoren wenig Einfluss auf das positive Förderergebnis haben und dass der Leistungsstand der Schüler beim Eintritt in die Förderung das Förderergebnis nicht beeinflusst. Es ist vielmehr die zu geringe Dauer der Förderung sowie die niedrige Frequenz und häufige Unterbrechungen in der Förderung, die eine Leistungssteigerung verhindern. Das heißt, die Anzahl der absolvierten Förderstunden hat den größten Einfluss auf das Förderergebnis.
(Prof. Dr. Christa Killian-Hatz, LOS Frankfurt-Bornheim und Dietzenbach)